Unser Job ist es, neugierig zu sein. Aus der Reihe: „Was sind wir?“

Wir sind Detektive.

Wobei ich auch schon gehört habe: „Du bist ja wie Else Kling“ (für alle Lindenstraße-Fans).

… geht es um eines unserer wichtigsten Handwerkszeuge:

Fragen stellen

Wir stellen oft Ja/Nein-Fragen – sie sind einfach und direkt. Aber was, wenn einfach und direkt nicht mein Ziel ist? Dann können Ja/Nein-Fragen problematisch werden. Sie bringen mir zu wenig Infos. Es kommt nur wenig vom Gegenüber an die Oberfläche. 

Warum? Weil ich die andere Person nicht zu einem Dialog eingeladen habe. Weil ich selbst die Grenzen des Gesprächs bereits eingeschränkt habe. Logisch, oder? Und trotzdem falle ich immer wieder in das Frage-Muster zurück.

  • „War‘s schön heute?“
  • „Hat Dir die Schule gefallen?“
  • „Liebst du mich?“
  • „Kannst Du mir mal helfen?“
  • „Gefällt es Dir bei uns?“

Also haben wir gelernt, nach dem WARUM zu fragen.

Fragen wie 

  • „Warum hast Du das gemacht?“ 
  • „Warum hast Du das nicht gemacht?“ 
  • „Aber warum?“ 
  • „Warum hast Du nicht auf mich gehört?“

…Was passiert nun? Solche Fragen können von der anderen Person Gedanken wie „Was zum Teufel denkst Du Dir?“ oder „Was will er von mir hören?!“ auslösen. Und das provoziert Unsicherheiten und eine Abwehrhaltung, von der dann die Reaktion/Antwort geprägt ist.

Also auch wieder falsch? Nicht immer. Aber es zeigt:

Fragen ist nicht gleich Fragen!

Hier eine Auswahl an kommunikations-fördernden Fragestellungen, wie wir sie gerne nutzen:

„An was müsstest Du glauben, um so zu fühlen?“ ermutigt zur Untersuchung von eigenen Annahmen

„Wie hast Du das gemacht?“ oder „Wie würdest Du xy umsetzen?“ macht die eigene Vorgehensweise bewusst, regt alternative Ideen an

„Wer bist Du heute“? oder „Wer willst Du heute sein?“ Eine schöne Frage an Dich selbst. Es ist erstaunlich, wie viele Antworten Du hier bekommen kannst.

„Wie hast Du Dich dabei gefühlt?“, „Kannst Du mir ein Beispiel geben?“ sich der eigenen Bedürfnisse bewusst werden

„Erinnerst Du Dich…?“ trainiert das Gedächtnis

„Wie planst Du …?“ zukunftsorientiert, prozessorientiert, handlungsorientiert

„Wie möchtest Du…?“ visualisiert ideale Bedingungen

„Was hat das mit … zu tun?“ deckt Zusammenhänge zwischen Dingen auf, bringt Klärung

„Wie könnte es sonst noch sein…?“, „Welche Alternativen gibt es?“ fördert offenes Denken, zeigt Potentiale auf

„Woher weißt Du wann was…?“ prognostiziert Erfahrungen und Ergebnisse

„Wenn Du Dich verändern könntest…?“ Visualisierung von Möglichkeiten

„Möchtest Du überhaupt…?“ Ist zwar eine Ja/Nein Frage, zeigt dennoch an, ob etwas wirklich wichtig ist. Darauf kann folgen: „Warum möchtest Du ….(nicht)?“ klärt eigene Bedürfnisse, unterstützt bei Entscheidungsfindung und Periodisierung

„Was ist Dein Plan?“ vergegenwärtigt die Effizienz aktueller Handlungen hinsichtlich der eigenen Ziele

„Zu was bist Du bereit…?“ definiert die eigenen Grenzen

„Wie lange, schätzt Du, dauert es bis…?“ klärt zeitlich, vermeidet Missverständnisse

„Was würde passieren, wenn Du mit … aufhörst/beginnst?“ Ursache-Wirkungs-Frage, nimmt Ängste und Zweifel

„Auf einer Skala von 1 bis 10…?“ Wenn Du einer Emotion oder einer Einschätzung eine Zahl zuordnest, wird es verständlicher für Dein Gegenüber

„Was kann ICH tun, um…?“ zeigt den Wunsch, zu helfen oder Hilfe anzubieten

„Was können WIR tun, um…?“ partnerschaftsorientiert, teamfördernd

„Was könntest DU jetzt, in diesem Moment, machen…?“ fördert eigenverantwortliches Handeln, fokussiert auf sofortiges Tun, führt hin zu einer lösungsorientierten Motivation

„Was hast Du daraus gelernt…?“, „Was könntest Du noch machen…?“, „Welche Option könntest Du vergessen haben?“ denn es gibt immer Alternativen

Und jetzt an Dich: eine Frage über Fragen. Wie geil ist das denn 😉 „Welche Wörter bestimmen Deine Fragen?“

Beachte noch einmal die Struktur der Fragen. Es sind fast alles „Wie?“- oder „Was?“-Fragen. Offene Fragen, die Dein Gegenüber ermutigen, sich einen Moment Zeit zu nehmen und nach innen zu schauen, bevor Du eine Antwort erhältst. Fragen, die eine Kommunikation wirklich erst entstehen und sich entwickeln lassen.

Sie sind nicht immer unbedingt einfach zu beantworten – aber sie sind auch nicht wertend, was jede Abwehrhaltung und -Handlung minimiert.  Besonders wichtig und für viele Menschen (leider oft in Führungs-Etagen!) am Schwierigsten umzusetzen ist, dass diese Art der Fragestellung nicht „führend“ ist – sie suggeriert nicht, dass es eine „richtige“ Antwort gibt – was Deine/n GesprächspartnerIn ermutigt, nachdenklich und ehrlich zu antworten, anstatt gefällige Worte in Sätzen zu formulieren.

Zum Vertiefen der eigenen Kommunikations-Kompetenzen kann ich hier das Handlungskonzept der „Gewaltfreien Kommunikation“ (GFK) nach Marshall B. Rosenberg sehr empfehlen.

Welche Fragen hast Du an uns? 🙂